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Nachtrag ONLINE-Fachgespräch zum Thema:

„Grenzverletzungen in der Pflege – Was trägt mich?“


Am 26.01.2023 fand von 14 bis 18 Uhr ein ONLINE-Fachgespräch statt zum Thema: „Grenzverletzungen in der Pflege – Was trägt mich?“ Die Veranstaltung mit 90 Teilnehmenden war eine Kooperation der Evangelischen Akademie zu Berlin mit dem NEKS e. V.


Anliegen des Fachgesprächs war es einerseits eine Gesprächsplattform für den Austausch von Pflegenden zu schaffen, die in Pflegeeinrichtungen tätig sind. Sie stehen täglich in unterschiedlichen Arbeitsbereichen unter enormen Druck und überschreiten häufig in belastenden Situationen persönliche Grenzen. Andererseits sollten auch die Impulse aus zwei Hauptreferaten zum Nachdenken und Diskutieren in fünf Arbeitsgruppen anregen. 


Zwei Praxisanleiterinnen aus zwei Gesundheitseinrichtungen und zwei Schülerinnen (in generalisierter Ausbildung zur qualifizierten Pflegefachfrau) berichteten zu Beginn in einer virtuellen Podiumsdiskussion über ihre Erfahrungen im beruflichen Alltag und beantworteten Fragen aus dem virtuellen Plenum. Dabei wurde u.a. schon die erlebte Diskrepanz zwischen den eigenen Ansprüchen und den realen Bedingungen im Arbeitsalltag mit einer vielfach daraus resultierenden Unzufriedenheit deutlich. 


Dr. Werner Weinholt (Leitender Theologe, Johannesstift Diakonie, Berlin) lenkte den Blick der Zuhörenden bei seinem Vortrag zum Thema „Ich werde meinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht-Hilft mir mein Glaube?“ u.a. auf das christliche Menschenbild. In diesem Zusammenhang ist der Mensch ein Geschöpf Gottes, d. h. mit einer unverlierbaren Würde beschenkt, aber auch in seinem Wirken begrenzt. Wird im christlichen Glauben die eigene Begrenzung als Teil der Geschöpflichkeit verstanden, kann der barmherzige Umgang auch mit Unabgeschlossenen gelingen. 


Die Dipl.-Pflegewissenschaftlerin Meike Schwermann (M.A., Fachbereich Gesundheit, FH Münster) referierte zum Thema: „Zwischen Systemzwängen und persönlichen Belastungen – Wie kommen Pflegende raus aus der Ohnmacht?“ Schwerpunkte in ihrem Vortrag waren u. a. die Gestaltung einer „würdezentrierten Beziehungskultur“ trotz bestehender Rahmenbedingungen sowie die „tröstende Sorgekultur“. Beide Aspekte sollten für Pflegende im professionellen Umgang mit Pflegeempfänger*innen und deren An- und Zugehörigen wegweisend sein. 


In den Arbeitsgruppen wurden die gehörten Aspekte von den Teilnehmenden vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen vielfältig und lebendig diskutiert. Konsens im Gespräch bestand darin, dass im beruflichen Alltag von Pflegenden die existentielle Kommunikation im Rahmen einer würdezentrierten Beziehungskultur von entscheidender Bedeutung ist. Da diese einfühlsame Form der Beziehungsgestaltung Pflegeempfänger*innen und Pflegende existentiell gleichermaßen betrifft ist es für Pflegende unerlässlich „kommunikative Räume“ zu nutzen. Bei solchen Treffen z. B. im multiprofessionellen Team sind Austausch, Reflexion und ethische Fallbesprechungen möglich. Hierbei kann ebenso die Freude über gelungene und würdezentrierte Pflegesituationen selbst- und teamstärkend miteinander geteilt werden. 


Zum Abschluss des Fachtages wurden die Teilnehmenden durch ein Zitat aus dem Buch von Thea Dorn „Trost. Briefe an Max“ noch einmal ermutigt die Selbstfürsorge nicht aus dem Blick zu verlieren und dabei auch ressourcenorientiert gesundheitsfördernde Ansätze von Spiritualität als heilende und heilsame Selbst-Sorge zu entdecken. 


Dorothea Kramß

NEKS-Vortandsmitglied







Mehr als nur Technik


Thesenpapier zu Spiritualität und existenzieller Kommunikation im digitalen Raum


Liebe Mitglieder von NEKS e.V, meine sehr verehrten Damen und Herren,


wie kann Kommunikation über existenzielle Fragen in digitalen Räumen gelingen? Benötigt werden nicht nur Technikkenntnisse, sondern zum Beispiel auch didaktische Fähigkeiten und „Empathiekompetenz“. Ein Thesenpapier fasst zusammen, welchen Reflexions- und Handlungsbedarf es in den unterschiedlichen Feldern von Kirche und Diakonie gibt.


Das Papier bezieht sich auf ein Fachgespräch der Evangelischen Akademie zu Berlin (Link) und dem Netzwerk Existenzielle Kommunikation und Spiritualität (NEKS), bei dem Voraussetzungen für digitale Settings und dafür notwendige Kompetenzen erörtert wurden. Der Text umreißt Klärungsbedarfe im Blick auf das Verständnis von zentralen Begriffen wie Spiritualität. Darüber hinaus beschreiben die Verfasser*innen die Kompetenzen, die für das Betreten von Orten der existenziellen digitalen Kommunikation wichtig sind. Nicht zuletzt skizzieren sie diese Orte, in denen sich Spiritualität ereignen kann. 


Thesenpapier (PDF-Dokument, 257.6 KB)


Erschienen am 17.08.2022

Aktualisiert am 18.08.2022



Mit herzlichen Grüßen

Ihr


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März 2022


Spiritualität im virtuellen Raum?

Eckhard Frick über Möglichkeiten des Digitalen bei Spiritual Care


Virtuelle Kommunikation ist eindeutig eine Notlösung, sagt Prof. Dr. Eckhard Frick. Im Blick auf Spiritual Care könnten Soziale Medien die Begegnung von Mensch zu Mensch nicht ersetzen, so der Mediziner. Gleichwohl könnten sie die Seelsorge unterstützen. Frick hatte im Rahmen der Veranstaltung „Existenzielle Fragen im virtuellen Raum“ am 11. März über Spiritualität auf digitalen Wegen gesprochen, und darüber wie der virtuelle Raum das Beziehungsgeschehen verändert.

Die Pandemie und der Generationenwechsel hätten das Gesundheitswesen „teilweise genötigt, digitaler zu werden“, so Frick. Die neuen Medien könnten im Bereich Spiritual Care durchaus als „unterstützende Tools“ eingesetzt werden. Der Mediziner verglich die Entwicklung der digitalen Möglichkeiten mit der Erfindung des Buchdrucks. „Man konnte aus dem Medium des Buches Gutes und Schlechtes machen“.


Erschienen am 28.03.2022
Aktualisiert am 30.03.2022


Einladung zum Fachgespräch


Existenzielle Fragen im virtuellen Raum

Perspektiven für die Online-Kommunikation in Kirche und Diakonie


Auch in Kirche und Diakonie haben existenzielle Themen ihren Ort zunehmend im Digitalraum. Die Corona-Pandemie verstärkt die Entwicklung. Pastorinnen und Pastoren sprechen per Video mit überforderten und einsamen Menschen, Pflegebedürftige haben über Tablets Kontakt zu ehrenamtlichen Besuchsdiensten, Bitten um Gebete erreichen Seelsorgende via Instagram. Die Veranstaltung gibt praxisnahe Anregungen, wie Digitalisierung so genutzt werden kann, dass Verbundenheit, Nähe und Teilhabe möglich sind.


Inwiefern eröffnet der Digitalraum neue Orte der Spiritualität, neue Orte des Gesprächs über Gott? Wie ändern Online-Settings das spirituelle Beziehungsgeschehen? Was geht nicht digital, wo sind Grenzen, die nur leibhaftig zu überwinden sind? Wie können wir gut für uns selbst sorgen in digitalen Seelsorge-, Beratungs- und Begegnungsräumen? Welche (zusätzlichen) Kenntnisse und welche Qualifizierungsangebote braucht es?


Bei einem Online-Fachgespräch am 12. Oktober 2021 tauschten sich Beraterinnen und Berater, Seelsorgende und weitere Mitarbeitende aus dem Gesundheits- und Sozialsystem über die Chancen und Grenzen existenzieller Kommunikation im Digitalraum aus. Anknüpfend an die Ergebnisse dieser Veranstaltung werden wir das Thema bezogen auf kirchliche und diakonische Arbeitsfelder vertiefen, theologisch reflektieren und Empfehlungen für das Arbeiten im Digitalraum entwickeln. 


Weiterführende Informationen sowie Anmeldemöglichkeiten zum Fachgespräch entnehmen Sie bitte der Website der Evangelischen Akademie zu Berlin...

https://www.eaberlin.de/seminars/data/2022/gsu/existenzielle-fragen-im-virtuellen-raum/


...oder unserem Flyer - Existenzielle  Fragen im virtuellen Raum.


Zielgruppe der Veranstaltung sind Mitarbeitende aus Kirche und Diakonie sowie weitere Interessierte.
Wir laden Sie herzlich ein!


Simone Ehm, Studienleiterin Ethik in den Naturwissenschaften, Evangelische Akademie zu Berlin
Pastor Dr. Stefan Stiegler, Vorstandsvorsitzender Netzwerk Existenzielle Kommunikation und Spiritualität e.V. (NEKS e.V.)



Nachtrag ONLINE-Fachgespräch zum Thema:

„Grenzverletzungen in der Pflege – Was trägt mich?“


Am 26.01.2023 fand von 14 bis 18 Uhr ein ONLINE-Fachgespräch statt zum Thema: „Grenzverletzungen in der Pflege – Was trägt mich?“ Die Veranstaltung mit 90 Teilnehmenden war eine Kooperation der Evangelischen Akademie zu Berlin mit dem NEKS e. V.


Anliegen des Fachgesprächs war es einerseits eine Gesprächsplattform für den Austausch von Pflegenden zu schaffen, die in Pflegeeinrichtungen tätig sind. Sie stehen täglich in unterschiedlichen Arbeitsbereichen unter enormen Druck und überschreiten häufig in belastenden Situationen persönliche Grenzen. Andererseits sollten auch die Impulse aus zwei Hauptreferaten zum Nachdenken und Diskutieren in fünf Arbeitsgruppen anregen. 


Zwei Praxisanleiterinnen aus zwei Gesundheitseinrichtungen und zwei Schülerinnen (in generalisierter Ausbildung zur qualifizierten Pflegefachfrau) berichteten zu Beginn in einer virtuellen Podiumsdiskussion über ihre Erfahrungen im beruflichen Alltag und beantworteten Fragen aus dem virtuellen Plenum. Dabei wurde u.a. schon die erlebte Diskrepanz zwischen den eigenen Ansprüchen und den realen Bedingungen im Arbeitsalltag mit einer vielfach daraus resultierenden Unzufriedenheit deutlich. 


Dr. Werner Weinholt (Leitender Theologe, Johannesstift Diakonie, Berlin) lenkte den Blick der Zuhörenden bei seinem Vortrag zum Thema „Ich werde meinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht-Hilft mir mein Glaube?“ u.a. auf das christliche Menschenbild. In diesem Zusammenhang ist der Mensch ein Geschöpf Gottes, d. h. mit einer unverlierbaren Würde beschenkt, aber auch in seinem Wirken begrenzt. Wird im christlichen Glauben die eigene Begrenzung als Teil der Geschöpflichkeit verstanden, kann der barmherzige Umgang auch mit Unabgeschlossenen gelingen. 


Die Dipl.-Pflegewissenschaftlerin Meike Schwermann (M.A., Fachbereich Gesundheit, FH Münster) referierte zum Thema: „Zwischen Systemzwängen und persönlichen Belastungen – Wie kommen Pflegende raus aus der Ohnmacht?“ Schwerpunkte in ihrem Vortrag waren u. a. die Gestaltung einer „würdezentrierten Beziehungskultur“ trotz bestehender Rahmenbedingungen sowie die „tröstende Sorgekultur“. Beide Aspekte sollten für Pflegende im professionellen Umgang mit Pflegeempfänger*innen und deren An- und Zugehörigen wegweisend sein. 


In den Arbeitsgruppen wurden die gehörten Aspekte von den Teilnehmenden vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen vielfältig und lebendig diskutiert. Konsens im Gespräch bestand darin, dass im beruflichen Alltag von Pflegenden die existentielle Kommunikation im Rahmen einer würdezentrierten Beziehungskultur von entscheidender Bedeutung ist. Da diese einfühlsame Form der Beziehungsgestaltung Pflegeempfänger*innen und Pflegende existentiell gleichermaßen betrifft ist es für Pflegende unerlässlich „kommunikative Räume“ zu nutzen. Bei solchen Treffen z. B. im multiprofessionellen Team sind Austausch, Reflexion und ethische Fallbesprechungen möglich. Hierbei kann ebenso die Freude über gelungene und würdezentrierte Pflegesituationen selbst- und teamstärkend miteinander geteilt werden. 


Zum Abschluss des Fachtages wurden die Teilnehmenden durch ein Zitat aus dem Buch von Thea Dorn „Trost. Briefe an Max“ noch einmal ermutigt die Selbstfürsorge nicht aus dem Blick zu verlieren und dabei auch ressourcenorientiert gesundheitsfördernde Ansätze von Spiritualität als heilende und heilsame Selbst-Sorge zu entdecken. 


Dorothea Kramß

NEKS-Vortandsmitglied


Unser letztes Fachgespräch

Grenzverletzungen in der Pflege

Was trägt mich?

26. Januar 2023

14:00 bis 18:00 Uhr

Online

 

Professionell Pflegende stehen unter enormem Druck: Sie müssen schnell arbeiten und ein hohes Arbeitspensum bewältigen. Die Diskrepanz zwischen eigenen Ansprüchen und realen Bedingungen im Arbeitsalltag stellt viele von ihnen vor große Herausforderungen; nicht selten werden sowohl die eigenen Grenzen als auch die Grenzen der anvertrauten Menschen erreicht oder sogar überschritten. Das Fachgespräch zeigt Wege zum Umgang mit diesen belastenden Situationen auf.

 

Aufgrund ökonomischer Zwänge und Personalmangel in Pflegeeinrichtungen können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oft nicht so handeln, wie sie es für richtig halten. Sie müssen hinter ihren eigenen Ansprüchen an gute Pflege zurückbleiben. Das belastet und macht unzufrieden. Professionell Pflegende kommen an Grenzen, manche sind gezwungen, Grenzen zu überschreiten, beispielsweise weil sie zu wenig Zeit für elementare Bedürfnisse ihnen Anvertrauter haben.
Das Fachgespräch richtete sich vor allem an Mitarbeitende in der Pflege.

Es gab Raum zum Austausch, was Pflegende in solchen Situationen trägt und persönliche Ressourcen stärkt. Welche Rolle spielt das Team, welche Vorbilder gibt es in den Einrichtungen? Wie reagieren Leitungen und Träger auf moralisch bedingten Stress von Mitarbeitenden? Inwieweit ist die Spannung zwischen Systemzwängen und persönlichen Belastungen ertragbar? Und welche Antwort gibt der christliche Glaube darauf, dass Menschen eigenen Ansprüchen und denen von ihnen Anvertrauten nicht gerecht werden?

Die Teilnahme an der Veranstaltung war kostenfrei.

Die Programmbeschreibung finden Sie hier: https://www.eaberlin.de/seminars/data/2023/gsu/grenzverletzungen-in-der-pflege/






Nachruf


Nachruf für Karin Hartwig

17. März 1949 – 24. Oktober 2021



Am Freitag, den 29. Oktober 2021, haben wir in der Kirche am Krankenhaus im Kreise der Stationsleitungen der Pflege des Albertinen Krankenhauses und als Vorstand des Albertinen Konventes Abschied genommen von Karin Hartwig. Sie war eine bemerkenswerte Frau mit einer großen inneren Kraft, die man deutlich spüren konnte, selbst dann, wenn phasenweise ihre körperliche Kraft durch Krankheit eingeschränkt war. Für die neue Internetseite des Albertinen Konventes hat sie selbst einen kleinen Lebenslauf geschrieben, den wir hier gern weitergeben wollen:

„Mein Name ist Karin Hartwig, ehemals Schroeder-Hartwig. Ich bin in Hamburg geboren, evangelisch-lutherisch getauft und habe einen Sohn. In meinem ersten Beruf war ich Krankenschwester und dann „Oberin“, also Pflegedirektorin im Amalie Sieveking Krankenhaus in Hamburg-Volksdorf.
Danach habe ich eine Weiterbildung in klinischer Verhaltenstherapie gemacht und eine Supervisionsausbildung im Rauhen Haus absolviert. Dann war ich fünf Jahre lang in der „Projektleitung Pflege“ der Hamburger Gesundheitsbehörde tätig. Das hat mir ein gutes Fundament für meine weitere berufliche Zukunft gegeben.


Mit Anfang Fünfzig schloss ich mein Studium als Diplom-Gesundheitswirtin ab und habe danach den Master in Angewandter Ethik an der Universität Münster erworben. Im Alter von 60 Jahren wurde ich Stellvertretende Pflegedirektorin im Albertinen Krankenhaus in Hamburg-Schnelsen und war auch nach meinen Eintritt in den Ruhestand als „Senior Expertin“ weiterhin für Albertinen und für die Diakonie Deutschland tätig.


Meine beiden großen Projekte sind das von der Robert-Bosch-Stiftung geförderte Projekt „Starke Angehörige – Starke Patienten“, das sich mit der Versorgung und Begleitung von demenzkranken Patienten im Akutkrankenhaus beschäftigt, die nicht wegen ihrer Demenz in der Klinik sind.


Das andere heißt „Existentielle Kommunikation und Spiritualität in der Pflege“ (EKS) und wurde durch die Diakonie Deutschland in den Jahren 2010 -2012 ins Leben gerufen. Die Leitung lag bei unserem Vorstand Pastor Dr. Stefan Stiegler und bei mir. Bis 2019 wurden die Prozesse von mir in der Praxis begleitet. In diesem Projekt geht es um die Mitarbeitenden in der Pflege und um deren Selbstfürsorge.“ ….so erzählte Karin Hartwig selbst aus ihrem Leben.


Vielen wird Karin Hartwig durch dieses EKS-Projekt in Erinnerung bleiben, denn sie hat es geschafft, dass dadurch eine gesunde Selbstfürsorge der Pflegenden in der Organisationsstruktur der Klinik verankert wurde. Sie hat Pflegenden immer wieder deutlich gemacht, wie wichtig es ist, sich selbst im Blick zu haben und gut zu behandeln. Denn nur, wer gut für sich selbst sorgt, kann auch gut für andere sorgen. Das ist ein modernes Verständnis von Diakonie. Früher wurde von Diakonissen erwartet, dass sie sich selbst aufopfern. Es zählten nur die Kranken. Sie selbst arbeiteten oft bis zum Umfallen. Obwohl schon Albertine Assor als damals moderne Denkerin wusste, dass Pflegende sich auch selbst gut pflegen müssen. Die Gründerin des Albertinen-Werkes sorgte sehr bewusst für Pausen und Urlaubszeiten ihrer Diakonissen.


Mit dem EKS-Projekt wandelte Karin Hartwig also ganz in den prominenten Fußspuren unserer Gründerin. Es sind drei Merksätze, die auf Karin Hartwig zurückgehen: „Benenne deinen Schmerz!“ – auch und gerade als Pflegekraft. Sprich aus und schreib auf, was dir ans Herz geht und schluck es nicht einfach runter. Und: „Trau deiner Intuition.“ Denn oft liegst du damit genau richtig! Das ist eine wichtige Dimension von Spiritualität. Und vor allem: „Machen Sie Pause, auch wenn Sie nicht rauchen!“ Geh einmal auf den Balkon, atme durch und geh dann in innerer Ruhe ins nächste Patientenzimmer. Die Qualität der Pflege wird dann deutlich besser. 


Wir sind Karin Hartwig von Herzen dankbar, dass sie diese Akzente so energisch in die Unternehmenskultur von Albertinen eingebracht hat. Und sie hat sich weit darüber hinaus für Spiritual Care eingesetzt. Auf ihre Initiative hin wurde NEKS e.V. gegründet – das Netzwerk Existentielle Kommunikation und Spiritualität. Und auch ihr Sterben stand unter einem besonderen Segen Gottes. Eine Krankenschwester, die Karin Hartwig in ihren letzten Stunden im Albertinen Krankenhaus betreute, erzählt Folgendes:


„Karin Hartwig dämmerte vor sich hin. Anscheinend irgendwo zwischen Leben und Tod. Plötzlich öffnete sie die Augen und fragte: „Hörst Du auch den Gesang.“

Es war aber kein Gesang im Zimmer zu hören. Die Krankenschwester reagierte ganz spontan. „Du hörst einen Gesang? Hört sich der schön an? Karin Hartwig antwortete „Ja“. Dann döste sie wieder ein. Kurz danach öffnete sie wieder die Augen, schaute irritiert in den Raum hinein und sagte leise. „Siehst Du dieses Licht?“ Dann wurde sie plötzlich wieder klarer und sah das Licht nicht mehr.“


So ist sie ganz im Frieden heimgegangen. Wir werden sie sehr vermissen. Wir sind Gott von Herzen dankbar für Karin Hartwig. Und wir sind ihr von Herzen dankbar für die vielen guten Impulse, die sie gesetzt hat, in der Pflege und im Albertinen Konvent und in der Diakonie.

Ihr Andenken wollen wir bewahren. Wir werden sie nie vergessen.


Hamburg im November 2021 – Karin Pusch und Dr. Stefan Stiegler 


Wir bedanken uns herzlich

bei allen TeilnehmerInnen, ReferentInnen und allen Beteiligten für unser erstes virtuelles Fachgespräch 2021.


Dank Ihnen war die Veranstaltung ein voller Erfolg.

Ein Ausschnitt aus unserem Fachgespräch:


Näher bei den Menschen?

Seelsorger berichtet von Erfahrungen mit Online-Kommunikation

Kann man im Digitalraum über existenzielle Fragen sprechen?



Pater Nikodemus Schnabel muss es wissen: Der Benediktiner ist Patriarchalvikar für Migranten und Asylsuchende in Jerusalem und Medienprofi. Bei der Tagung „Kann man zu existenziellen Fragen zoomen, chatten, skypen?“ am 12. Oktober hat er im Rahmen unseres Fachgespräches: "Kann man zu existenziellen Fragen zoomen, skypen, chatten?
Chancen und Grenzen von Online-Kommunikatio
n" berichtet.

Der Theologe hat eine eigene Website, eine eigene Fernsehsendung und ist auf diversen Social-Media-Kanälen präsent. Über Instagram zum Beispiel erreichen ihn eine Fülle an Anfragen zur Seelsorge und Beratung sowie Bitten um Gebete. Ist er den Menschen durch die Präsenz in den digitalen Medien näher als die Pfarrerin vor Ort? Im Mitschnitt hören Sie von Pater Schnabels Erfahrungen.

Erschienen am 22.10.2021
Aktualisiert am 03.11.2021


Mit freundlichen Grüßen

 

Simone Ehm, Studienleiterin Ethik in den Naturwissenschaften, Evangelische Akademie zu Berlin

Pastor Dr. Stefan Stiegler, Vorstandsvorsitzender Netzwerk Existenzielle Kommunikation und Spiritualität e.V. (NEKS e.V.)

 

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